
Als der Lügenfranz einmal die Wahrheit sagte – Stadtjahrbuch Wittlich 2019 „Der Säubrenner“ erschienen!
Wittlich. Das Stadtjahrbuch Wittlich erscheint auch in diesem Jahr rechtzeitig zur Säubrennerkirmes mit zahlreichen fesselnden Beiträgen aus Geschichte und Gegenwart der Kreisstadt. Insgesamt 30 Autoren haben sich für das 185seitige Buch ans Werk gemacht. Entstanden sind dabei 36 unterschiedliche Texte mit zahlreichen Farb- und Schwarz-Weiß- Abbildungen. Gedruckt wurde der Band in einer Auflage von 4000 Exemplaren.
Das Titelbild schmückt ein Foto des neugestalteten Vorplatzes der ehemaligen Synagoge, beherrscht von dem in Cortenstahl geschnittenen Wortlaut des Artikels Eins des Grundgesetzes: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Ein Zeichen für ein respektvolles Miteinander.
Neben dem Jahresrückblick, dem Beitrag der „Fuffzichjährijen“ des Schuljahrgangs 1968/69 und dem der 60jährigen Farbabbildungen, finden sich im Buch Abhandlungen über Wittlicher Familien und Bürger wie Ferdinand Gassen, die Familie Verbeek, das Ehepaar B.-Picard oder Firmen wie Möbel-Klein und Ideal Standard. Ein besonderes Augenmerk gilt der ehemaligen Forstschule und dem als „Lügenfranz“ bekannten Forstmeister Franz Neuwinger und dessen Schicksal im Dritten Reich unter dem Titel „Als der Lügenfranz einmal die Wahrheit sagte“.
Die Jubiläen der Städtepartnerschaften mit Boxtel (Niederlande) und Brunoy (Frankreich), 60 und 40 Jahre, werden eingehend gewürdigt. Berichte über die Eingemeindungen der Stadtteile vor 50 Jahren nehmen einen breiten Raum ein. Auch die Bedeutung der Neuerburg für Wittlich wird ausführlich erörtert. Eigene Erinnerungen werden wieder lebendig; so in den Beiträgen „St. Markus im Wandel der Zeit“, „Völkerverständigung in Zeiten des Zweiten Weltkrieges“ oder in „Philipp Beckers Abenteuer in Wittlich“
Kulturelle Aspekte beleuchten Aufsätze über die Ausstellung „Wittlich – Fenster unserer Stadt. Eine Frage nach Heimat?“, „Die öffentliche Kunstsprechstunde in der CASA tony m.“ und „Ein gusseisernes Dokument zur Geschichte der Stadt Wittlich“. Auch das Wittlicher Platt ist traditionell vertreten u.a. mit der Schöpfungsgeschichte „Wie aales gemaach äs gäwen gänn!“ Schließlich gibt eine bebilderte Abhandlung über Gefahren des Hochwassers heute und in vergangenen Zeiten Auskunft.
Bürgermeister Joachim Rodenkirch wies bei der Vorstellung der druckfrischen Publikation darauf hin, dass „Der Säubrenner“ inzwischen im 69. Jahrgang erscheine. Die Stadtverwaltung plane, sämtliche Ausgaben zu digitalisieren und sie zu Forschungszwecken im Internet bereitzustellen. Er bedankte sich bei den Schriftleitern Ulrich Jacoby und Albert Klein, bei Redakteurin Diana Gerhards sowie der Werbeagentur Eiring für die konzentrierten und umfangreichen Vorarbeiten zum Erscheinen des Buches. Besonderen Dank zollte er den Autoren, die durch vielgestaltige Schriften und Abbildungen das Stadtjahrbuch zu einem bedeutenden und qualitativ hochstehenden Bestandteil der Stadtgeschichte machten. Auch den zahlreichen Inserenten, die das Erscheinen durch ihren finanziellen Anteil ermöglichten, dankte der Bürgermeister herzlich. Er sei sicher, das Stadtjahrbuch „Der Säubrenner“ halte die Erinnerung der am Ort aber auch entfernt lebenden Wittlicher an ihre Heimatstadt lebendig. Es gehöre einfach in jeden Haushalt.
Erhältlich ist das Stadtjahrbuch 2019 im örtlichen Buchhandel, der Stadtbücherei, bei der Tourist-Information und im Alten Rathaus gegen eine Schutzgebühr von 1 €.
Rui Coelho29 November 2020
„Die Würde des Menschen ist unantastbar“, „respektvolles Miteinander“, spätestens hinter den Mauern der JVA hörte das auf, zumindest 1989, als ich dort inhaftiert war. Wenn jemand krank war, mußte er erstmal seine Zelle aufräumen bzw. putzen, sogar mit 40° Fieber, vorher wurde man nicht auf die Krankenstation gebracht. Ein Zuchthaus war es, und die Verantwortlichen, die Ende der 80er Jahre dort ihren Dienst versahen und Leute malträtierten, waren immer brave Bürger von Wittlich. Nicht alle waren damals so, das muß man auch sagen, aber diejenigen, die Mist gebaut haben, wurden nie zur Rechenschaft gezogen, so wie die alten Nazis.
Säubrenner Kirmes08 Dezember 2020
Lieber Rui, vielen Dank für das Teilen dieser persönlichen Erfahrungen. Leider passieren hinter verschlossenen Türen offenbar manchmal unfassbare Dinge, die uns sehr prägen. Wir hoffen doch stark, dass sich seit der Zeit einiges an den Haft-Bedingungen der JVA geändert hat und Sie Ihren Frieden trotz der Erfahrungen machen konnten. Wir wünschen Ihnen für die Zukunft alles Gute, Glück und Gesundheit! MfG Verena Kartz, Stadt Wittlich – Team Säubrennerkirmes